Verfasst von Hans-Jürgen van Akkeren 8/2019.
Autor: Hans-Jürgen van Akkeren
Die Herren von Üsenberg zählen mit ihren zahlreichen Besitzungen zu einer der mächtigsten Familien des niederen Landadels im Breisgau. Sie entstammen einer weit verzweigten Adelssippe, den sogenannten Hessonen, die ohne Zubenennung im 11. Jh. greifbar sind. Ihre namensgebende Burg Üsenberg befand sich auf einem Vulkankegel ca. 600 m nördlich der Zähringer Burg von Breisach auf einer Rheininsel (augia 7). Diese Rheininsel wurde nach 1677 beim Festungsbau zur Gewinnung von Baumaterial fast völlig abgetragen. Die erste Zubenennung nach ihrer Stammburg findet sich erstmals im Jahre 1139 in einer Schenkung des Erlewin von Wolfenweiler, in der ein Hesso von Üsenberg als Zeuge auftritt. Die Burg Üsenberg wird urkundlich erstmals in einer um 1180 gefälschten Urkunde als castrum de Husenberch erwähnt, die auf das Jahr 1139 ausgestellt wurde. Im Jahre 1291 wird sie bereist als Burgstall, einer abgegangenen Burg, erwähnt Lit.: A B C Üsenberg, Helen Strotz:1545; 13.
Genealogie der Üsenberger
Zu den Nachkommen der Hessonen werden auch die Grafen von Nimburg, die Grafen von Harchberg, die Herren von Eichstetten, die Herren von Kenzingen, die Meiger von Kürnberg (mit Cuno von Schweighausen 1203 als Stammvater gebürtig von Kenzingen, 1248 Schultheiß Cuno von Kenzingen daselbst) 10; 12, derer von Rimsingen, Emmendingen-Hachberg und Wasenweiler angesehen. Eine Verwandtschaft zu den Herren von Rötteln wird ebenso in Zusammenhang gebracht. Auch eine Verwandtschaft zu den Waldeckern wird vermutet. Die Besitz- und Verwandtschaftsverhältnisse dieser Familien befinden sich nicht nur im mittelalterlichen Breisgau, sondern auch in der Ortenau, im Elsass, der heuteigen Schweiz, am Neckar, in Oberschwaben und um Backnang. Die genauen genealogischen Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen Familienzweige können nicht exakt dargestellt werden. Promintente Ehegemeinschaften bestanden unter anderem zu den Herren von Schwarzenberg, den Rappoltsteinern, den Geroldseckern, den Herren von Katzenellenbogen, Malterer, von Horburg, von Tierstein, von Urslingen, von Kirkel, den Herren von Lichtenstein im nördlichen Elsass, den Markgrafen von Hachberg und den Grafen von Urach, bzw. den Grafen von Freiburg und Tübingen-Lichteneck vgl. Helen Strotz ABC Üsenberg:; 11.
Die Üsenberger starben 1379 im Mannesstamm aus. Der letzte ihrer Dynastie, Johannes von Ü., Herr zu Sulzberg, verfasste als Landrichter des Breisgaus die Münsterthaler Bergordnung. Wie Johannes von Ü. zu diesem Amt gekommen ist, bleibt im Unklaren. Als Landrichter im Breisgau erscheint er nur einmal in diesem Zusammenhang. Vermutlich hatte er in Verbindung mit dem österreichischen Landvogt nur ein stellvertretendes Amt inne 7.
Besitz der Üsenberger
Nach dem Ableben des letzten Zähringer Herzogs (1218) entwickelten sich die Üsenberger zu einer der mächtigsten Familien des Breisgaus. Zu den zahlreichen Lehen und Rechten der Üsenberger zählen die Besitzungen des Bistums Basel im Kaiserstuhlgebiet, am Tuniberg, im Freiburger Raum, sowie im südlichen Breisgau die Vogtei des Klosters Sulzburg 1157. In den Besitz der Burg und der Siedlung Riegel gelangten die Üsenberger vermutlich über die Vogtei des Klosters Einsiedeln.
Um 1200 erhielten die Üsenberger die Vogtei über die Güter des Frauenklosters Andlau im Elsass. Zu diesem Besitz gehörten die Ortschaften Bleichheim, Wagenstadt, Nordweil, Bombach, Dorf Kenzingen, Herbolzheim, Sexau, Ottoschwanden, Bahlingen, Endingen und Kiechlingsbergen. Die Vogteirechte des Klosters Andlau scheinen vermutlich auch nach der üsenbergischen Herrschaftsteilung 1290 gemeinsam ausgeübt worden zu sein. vgl. Helen Strotz ABC Üsenberg:1546; 4.
„Diverse Eingriffe seitens der Vögte in die Rechte des Kl.s werden dafür verantwortlich gemacht, dass 1284 erstmals die Vogteirechte schriftlich fixiert wurden. Die Äbt. Adelheid von → Geroldseck trennte sich wg. Schulden, die auf besagte Eingriffe zurückgehen könnten, 1344 von diesen Besitzungen.“ Originalzitat, vgl. Helen Strotz ABC Üsenberg:1546
Im nördlichen Bereich der Vogtei Andlau befand sich Eingangs des Bleichtals eine befestigte Grangia (Kornspeicher), die 1203 erstmals als castri chornberc im Besitz des Bvrchardi de Osinberc erwähnt wurde. Im Jahre 1219 ist Rudolf I. von Üsenberg erstmals als andlauischer Vogt belegt. Es wird vermutet, dass sich die Vogteirechte über die andlauischen Besitzungen im Breisgau schon länger in ihren Händen befunden haben (Beleg mit der Nennung Burkard v. Ü. 1203 castri Chornberc = Kastenbuck). Vermutlich wurde der Bau der Burg Kürnberg (heute Kirnburg) bei Bleichheim erst möglich, nachdem sie die Vogteirechte des Klosters Andlau um 1200 übernommen hatten (B. Jenisch). Rudolf I. von Üsenberg ist vermutlich der Erbauer der Kirnburg, die am 16. Nov. 1219 als castro nostro Kvrinberc in prima porta erstmals urkundlich erwähnt B.Jenisch; 2; 3; 4.
Außerdem besaßen die Üsenberger im 13. Jh. Lehen des Bistums Straßburg, welche die Grafen von Nimburg an das Bistum für die Teilnahme des Kreuzzugs um 1200 verkauften. Zu diesen Lehen gehörten die Orte Herbolzheim, Weisweil, sowie ein Hof in Riegel. Im Elsass zählten zu den Lehen des Bistums Straßburg die Dörfer Hunesfeld und Münchweier, sowie die Vogtei über den Fronhof in Munzingen (Breisgau) vgl. Helen Strotz ABC Üsenberg.
Teilung der Herrschaft Üsenberg
Um das Jahr 1290 kommt es zur Teilung der üsenbergischen Herrschaft unter den Vettern Rudolf III. und Hesso IV. von Ü. In der Forschung wird die Teilung als „Obere“ und „Untere“ Herrschaft bezeichnet. Die Teilung der Herrschaft wird jedoch erst 1331 durch einen Schiedsspruch zwischen Hugo von Ü. und Günter von Schönau einerseits und Jakob von Neuenfels andererseits belegt 1.
Zu der „Niederen Herrschaft“, welche Rudolf III. erhielt, zählten die Stadt Kenzingen und die Burg Kvrinberc, Altenkenzingen, Münchweier, Herbolzheim, Bleichheim, Nordweil, Bombach, Hausen (heute Rheinhausen), Dorf und Burg Weisweil, der halbe Wildbann zu Sulzberg und die Kirchensätze zu Bergheim im Elsass und Kappel am Rhein vgl. Helen Strotz ABC Üsenberg.
Hesso IV. von Ü. erhob das Dorf Endingen 1285/86 zur Stadt, um sich einen neuen Herrschaftsmittelpunkt in seiner „oberen Herrschaft“ zu schaffen. Auch Sulzburg wurde durch ihn Ende des 13. Jh. zur Stadt erhoben. Seine Söhne Burkhard III. und Gebhard gerieten mit der Stadt Freiburg in einen Konflikt. Beide gelobten am 28. Sept. 1314 in Zukunft keine weiteren wehrhaften Bauten mehr in Eichstetten zu errichten. Ein Jahr später erwarben sie von ihrem mutmaßlichen Verwandten Ulrich von Eichstetten die Burg vgl. Helen Strotz ABC Üsenberg.
Zu Beginn des 13. Jh. gerieten die Üsenberger mit den Herren von Falkenstein in einen Konflikt. Der Rechtsstreit um die Vogtei des Dorfes Bickensohl führte zu dem sogenannten Kaiserstühler Krieg. Auf der Seite der Ü. stand die Stadt und die Bürger von Endingen, auf der Seite der Falkensteiner befanden sich die Herren von Endingen (Kohler), Graf Konrad von Freiburg, sowie die Bürger der Stadt Freiburg. Während des Verlaufs der Auseinandersetzungen wurden die Herren von Endingen von den Üsenberger erschlagen, weshalb ihnen 1322 eine beträchtliche Sühnezahlung auferlegt wurde. Gebhard von Ü., Domherr zu Straßburg, wurde deshalb nach England in die Verbannung geschickt vgl. Helen Strotz ABC Üsenberg.
Herrschaftssitze und Stadtgründungen der Üsenberger
Zu den prominenten Burgen im mittelalterlichen Breisgau zählen neben der Burg Kurinberc (1219) bei Bleichheim, die Burg Üsenberg (1180 castrum de Husenberch cum tota augia) nördlich von Breisach, die Burg Höhingen (Besitz der Ü. erlangt zwischen 1259 u. 1306, 1336 belegt) bei Achkarren und die Burg Riegel (Ersterwähung 1180, ab 1238 Besitz der Ü.) auf dem Michelsberg. Weitere Burgen, die sich im Besitz der Üsenberger befunden haben, sind ab 1207 das Wasserschloss Entenstein in Schliengen 5, Burg Weisweil (Besitz des Friedrich von Ü. 1349 belegt), Burg Eichstetten (1356 als Burgstall erwähnt), die Burg Wasenweiler als Lehen des Klosters Murbach vor 1297 7, ein Festes Haus excepta una mansione Burchardi de Ůsenberch auf dem Eckardsberges bei Breisach (1185 erwähnt 8) und die Burg Neuershausen zu Beginn des 13. Jh. 7. Eine weitere Burg, die sich im Besitz der Herren von Ü. befunden haben könnte, ist die Koliburg bei Endingen. Hier existiert die These, dass die Koliburg den Ü.ern zu Lehen gegangen ist. Ob die Üsenberger die Burgen in Sulzburg und Ballrechten-Dottingen besaßen, lässt sich nach derzeitigem Forschungsstand nicht beantworten vgl. Helen Strotz ABC Üsenberg.
Zu den Höhepunkten der üsenbergischen Handlungen zählen die Stadtgründungen Kenzingen 1249 (1283 durch König Rudolf von Habsburg gestattet), Endingen 1285/86, Sulzburg Ende des 13. Jh., sowie die Gründung des Frauenklosters Wonnental bei Kenzingen um 1230 (1242 erstmals urkundlich belegt) 9.
Das Wappen der Herren von Üsenberg - Ausschnitt aus der Züricher Wappenrolle von 1340.
Quelle: https://www.e-codices.ch/en/snm/AG002760/1r
Parchment · 1 f. · 12 x 400 cm · Area of Lake Constance · around 1330-1345
License Public Domain: Zürich, Schweizerisches Nationalmuseum, AG 2760, f. 1r
Zürich Armorial (https://www.e-codices.ch/en/list/one/snm/AG002760)
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Quellen:
- A B C Üsenberg, Helen Strotz, Handbuch Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, Band 15.IV, Grafen und Herren
- Badische Zeitung 15. Mai 2019, „Neue Erkenntnisse zum Bau der Kirnburg in Bleichheim“, „Die Forscher (Dr. Bertram Jenisch und Dr. Andreas Haasis-Berner) sehen mittlerweile auch die immer wieder geäußerte These als widerlegt, dass die Kirnburg um das Jahr 1160 erbaut worden sein soll.“
- Badische Zeitung 15. Mai 2019, Kirnburg - „Baubeginn war später als gedacht“, „Bis vor einigen Jahren galt noch das Jahr 1203 als Jahr der Kirnburg-Ersterwähnung. Mittlerweile steht für van Akkeren und die beiden Denkmalamt-Archäologen Bertram Jenisch und Andreas Haasis-Berner aber fest, dass die Anlage zum ersten Mal im Jahr 1219 in einer Urkunde auftaucht.“
- „Die Ruine der Kirnburg“, Dr. Bertram Jenisch 2019, Geschichtstafel bei der Kirnburg
- EBIDAT, Die Burgendatenbank, Entenstein
- Breisgau-Burgen.de - Burkheim, Hans-Jürgen van Akkeren
- Ödungen und Wüstungen im Breisgau von Adolf Poinsignon (1887) in Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Band II.
- Heinrich VI. (RI IV, 3 n. 4) 1185 Juli – Basel, RI IV,3 n. 4, in: Regesta Imperii Online
- Die Pforte, 26. Und 27. Jahrgang 2006/07, Nr. 50-53, Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde in Kenzingen e. V.
- Die Meiger von Kürnberg – Vasallen der Herren von Üsenberg, Georg Kirnberger 2012
- https://de.wikipedia.org/wiki/Üsenberger, Stammbaum
- OBGB, Kindler von Knobloch, Band II 1905 He-Lysser S. 267 Herren „von Kenzingen. Johannes scultetus de Kenzingen, avunculus Cunonis de Sweichusin 1219. 1248 Dekanus Cuno scultetus de Kenzingen“
Band III 1919 S. 77 „Meyer von Kenzingen siehe Meyer von Kürnberg“, S. 77 „Meyer von Kuernberg, auch Meyer von Kenzingen, Burgmannen der Stadt Kenzingen und der Burg Kürnberg“.
- Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau. Nördlicher Breisgau, Halbbd. A- K, hg. von Alfons Zettler und Thomas
Z S. 43 Breisach/Üsenberg
Links zu Quellen:
Zu 1. https://adw-goe.de/en/digital-library/hoefe-und-residenzen-im-spaetmittelalterlichen-reich/gsn/rf15_IV-4625/
und https://adw-goe.de/fileadmin/dokumente/forschungsprojekte/resikom/pdfs/HBIV/A_B_C_Uesenberg.pdf
Zu 2. https://www.badische-zeitung.de/herbolzheim/neue-erkenntnisse-zum-bau-der-kirnburg-in-bleichheim--173150650.html
Zu 3. https://www.badische-zeitung.de/baubeginn-war-spaeter-als-gedacht--173153701.html
Zu 5. http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=1606
Zu 6. https://www.breisgau-burgen.de/de/index.php/breisgau-burgen/burgen-a-h/burgen-b/burkheim-schloss-burkheim
Zu 7. https://archive.org/stream/zeitschriftfrdi16langoog#page/n335/mode/2up
Zu 8. http://www.regesta-imperii.de/regesten/4-3-1-heinrich-vi/nr/1185-07-00_1_0_4_3_1_36_4.html?tx_hisodat_sources[action]=show&tx_hisodat_sources[controller]=Sources&cHash=42f3b90562c6f97d6e18993fe342127e#rinav
Zu 9. http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27?sid=70a9e342a10e45f487c88ea911da9b6e
Zu 11. https://de.wikipedia.org/wiki/Üsenberger Stammbaum der Üsenberger
Zu 12. https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898ga Kindler von Knobloch, Badische Historische Kommission, Oberbadisches Geschlechterbuch Band 1-3. Heidelberger historische Bestände Digital.
Zitate, die nicht extra aufgeführt wurden, sind Fehler meinerseits, dies bitte ich zu entschuldigen.
Abkürzungen:
Äbt. = Äbtissin
Kl. = Kloster
Lit = Literatur
OBGB = Oberbadischen Geschlechterbuch
S. = Seite
vgl = vergleich
wg. = wegen
Ü. = Üsenberg
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